Veröffentlicht am 22/08/24
Author: Dipl. Ing. (FH) Jürgen Guthmann
INHALTSVERZEICHNIS
HERICIUM: EINE FABRIK FÜR BIOAKTIVE VERBINDUNGEN
Der Fruchtkörper von H. erinaceus enthält eine außergewöhnlich große Zahl strukturell unterschiedlicher und potenziell bioaktiver Moleküle,
darunter etwa 70 verschiedene Sekundärmetaboliten. Diese bioaktiven Verbindungen lassen sich in große Stoffklassen unterteilen:
Polysaccharide, Terpenoide, Sterole usw. Unter ihnen haben die zur Gruppe der Benzylalkoholderivate gehörenden Erinacine, wegen ihrer
positiven Wirkungen auf das zentrale Nervensystem das Interesse der Wissenschaftler geweckt. Die interessanten Inhaltsstoffe werden aus
dem Myzel und den Fruchtkörpern gewonnen.
ERINACINE, SPEZIFISCHE HERICIUM-BESTANDTEILE
Hericium erinaceus steht seit mehr als 35 Jahren im Mittelpunkt der Forschung des japanischen Forschers Hirokazu Kawagish. Er hat sein Fachwissen der Untersuchung bioaktiver Verbindungen in höheren Pilzen gewidmet.
Dank seiner Bemühungen wurden 15 neue Verbindungen, darunter sechs Hericenone (Bezeichnung C bis H) und neun Erinacine (Erinacin A bis I, siehe unten) mit bemerkenswerter nervenwachstumsfördernder Aktivität (NGF-Weg) entdeckt.
“Die Erinacine waren die ersten in der Natur isolierten NGF-Stimulatoren".
Erinacine gehören zur Klasse der Diterpenoide, die als Bausteine für biologisch wichtige Verbindungen wie Retinol, Retinal und Phytol dienen, die für ihre antimikrobielle und entzündungshemmende Wirkung bekannt sind. Sie zeichnen sich durch eine einzigartige chemische Struktur und ihre nervenzellschützenden Eigenschaften aus.
DER WIRKMECHANISMUS DER ERINACINE
Die nervenzellschützenden Wirkungen der Erinacine werden auf ihre vielfältigen Wirkmechanismen zurückgeführt. Sie umfassen antioxidative, entzündungshemmende und neurotrophe Eigenschaften. Die Erinacine wirken antioxidativ, indem sie freie Radikale abfangen und den oxidativen Stress abschwächen. Letzterer gilt als unter anderem ursächlich für neurodegenerative Erkrankungen. Darüber hinaus modulieren die Verbindungen Entzündungswege, indem sie die Produktion von entzündungsfördernden Zytokinen hemmen, die Neuroinflammation abschwächen und die neuronale Integrität erhalten.
VIELVERSPRECHENDE KLINISCHE STUDIEN
Die Ergebnisse zahlreicher klinischer Studien deuten darauf hin, dass der Löwenmähne-Pilz einen positiven Einfluss auf die Gehirnkapazität haben kann (siehe Abbildung unten).
Es gibt einen Zusammenhang zwischen seinem Verzehr und einer deutlichen Verbesserung bestimmter Gehirnfunktionen. Genauer gesagt sind in diesem Pilz bioaktive Elemente enthalten, beispielsweise die Erinacine, die eine Rolle bei der unterstützenden Behandlung von degenerativen Gehirnerkrankungen spielen.
ZUSAMMENFASSUNG: PERSPEKTIVEN FÜR DIE VERWENDUNG VON ERINACINEN
Trotz der vielversprechenden Fortschritte in der Forschung über Hericium im Allgemeinen und Erinacinen im Besonderen für die Gesundheit des Gehirns muss betont werden, dass noch eingehendere klinische Studien erforderlich sind, um seine Wirksamkeit und Sicherheit beim Menschen vollständig zu validieren.
Wichtig ist, dass sich die vorhandenen Studien häufig auf Löwenmähnenextrakte konzentrieren, die jedoch von einem Produkt zum anderen in ihrer Zusammensetzung und Konzentration variieren können. Darüber hinaus können auch die Extraktions- und Reinigungsverfahren die Qualität und die biologische Aktivität der in diesen Produkten enthaltenen Erinacine beeinflussen.
Für Verbraucher, die an den potenziellen Vorteilen von Erinacinen interessiert sind, ist es ratsam, sich für Produkte zu entscheiden, die von Unternehmen hergestellt werden, die strenge Qualitätskriterien einhalten und die vorzugsweise spezifische klinische Studien mit dem Endprodukt durchgeführt haben. Diese Studien ermöglichen ein besseres Verständnis der Wirksamkeit, der optimalen Dosierung und der möglichen Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Verwendung dieser Produkte.
Produkte mit Hericium
- Docherty S, Doughty FL, Smith EF. The acute and chronic effects of Lion’s mane mushroom supplementation on cognitive function, stress and mood in young adults: A double-blind, parallel groups, pilot study. Nutrients
. 2023 ;15(22):4842. Available from: http://dx.doi.org/10.3390/nu15224842 -
Brandalise F, Roda E, Ratto D, Goppa L, Gargano ML, Cirlincione F, et al. Hericium erinaceus in neurodegenerative diseases: From bench to bedside and beyond, how far from the shoreline? J Fungi (Basel)
. 2023 https://www.mdpi.com/2309-608X/9/5/551;9(5):551. Available from: - Wong KH, Naidu M, David P, Abdulla MA, Abdullah N, Kuppusamy UR, Sabaratnam V. "Neuroregenerative potential of Lion's Mane mushroom, Hericium erinaceus (Bull.: Fr.) Pers. (higher Basidiomycetes), in the treatment of peripheral nerve injury (review)." Int J Med Mushrooms. 2012;14(5):427-446.
- Smith JE, Rowan NJ, Sullivan R. "Medicinal mushrooms: a rapidly developing area of biotechnology for cancer therapy and other bioactivities." Biotechnol Lett. 2002;24(24):1839-1845.
- Kushairi, Naufal, et al. "Lion’s mane mushroom, Hericium erinaceus (Bull.: Fr.) Pers. suppresses H2O2-induced oxidative damage and LPS-induced inflammation in HT22 hippocampal neurons and BV2 microglia." Antioxidants 8.8 (2019): 261.
- Kawagishi H. Chemical studies on bioactive compounds related to higher fungi. Biosci Biotechnol Biochem
. 2021 ;85(1):1–7. Available from: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33577664/